Geografische Verbreitung von Tierseuchen Logo1

Was sind Indikatorarten?

Einige Tierarten sind empfänglicher für Tierkrankheiten als andere. Dies mag zum einen eine genetische Ursache haben, zum anderen spielt natürlich auch die individuelle Fitness eine Rolle, ob ein Tier erkrankt. Wiederum gibt es aber auch Tiergruppen, die auf Krankheitserreger gar nicht reagieren bzw. krank werden. So erkranken afrikanische Warzenschweine (Phacochoerus africanus) und Buschschweine (Potamochoerus larvatus) selten bis gar nicht, wenn sie sich mit dem Virus der Afrikanischen Schweinepest infiziert haben (Stichwort Koevolution). Übertragen sie jedoch das Virus auf Hausschweinbestände in ihrer Region, so kann diese Tierseuche den Schweinebestand innerhalb weniger Tage/Wochen dahinraffen.

Bei der Aviären Influenza wiederum werden als Wildvogelarten immer Wasservögel (Enten und Gänse) als erste Infektionsopfer beschrieben. Das ist eigentlich plausibel nachvollziehbar, da diese Tiergruppe sich den Schlafplatz (freie Wasserflächen) mit überwinternden Zugvögeln teilen, die das Virus im Spätherbst nach Europa tragen. Aasfresser (Greifvögel wie Mäusebussard, Eulen, Möwen oder Rabenvögel), die sich in der Natur um verendete Tiere „kümmern“, sind dann die nächsten Opfer. Bei den heimischen Wasservögeln werden meist Schwäne oder Reiherente als „Indikatorarten“ genannt. Sind diese Vogelarten wirklich empfänglicher für das Vogelgrippe-Virus oder nicht. Dazu mal ein kleines Experiment.

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Einen verendeten Schwan kann man auf gut 100 m Entfernung entdecken, eine schwarz-weiß gezeichnete Reiherente ist ebenfalls schnell zu entdecken. Aber aus welcher Distanz könnte man eine weibliche Stockente erkennen, die im Spülsaum oder Uferbereich eines Gewässers verstarb?
Somit könnten viele sich deutlich von ihrer Umgebung abzeichnende Wasservögel gefunden werden, andere Wasservogelarten, die kein auffälliges Prachtgefider haben, wiederum nicht. Schnell könnte man zu der Aussage kommen, dass Schwäne oder Reiherenten „besonders empfänglich“ für die Vogelgrippe wären. Während des europäischen H5N8-Seuchenzuges wurden von Lettland 2021 insgesamt 49 verendete Wildvögel gemeldet, davon waren 43 Schwäne und ein Storch..... Ich bin kein Veterinär, der sich darüber abschließend ein Urteil erlauben möchte, welche Vogelarten schneller und heftiger auf Krankheitserreger reagieren, man sollte aber nicht alleine nur auf die Fundzahlen schauen. Andere Faktoren wie die "Auffindbarkeit" könnten ebenfalls eine Rolle spielen.

Rasen mit farbigen Heuschrecken markierte Heuschrecken auf dem Rasen